STUDIENDESIGN
Ziel der PreVCo-Studie war zu untersuchen, ob eine strukturierte Implementierung der 12 Empfehlungen auf den teilnehmenden Stationen zu einer Reduktion von Zwangsmaßnahmen führt.
Es handelte sich um eine multizentrische 1:1 zufalls-gematchte kontrollierte Studie mit Warte­kontrolldesign.
Es nahmen insgesamt 55 psychiatrische Krankenhausstationen aus Deutschland an der Studie teil, die neben freiwillig auch unfreiwillig behandelte Patientinnen und Patienten versorgten. Die teilnehmenden Stationen wurden über die Dauer von ca. einem Jahr von externen Implementierungsberatenden dabei unterstützt, eine strukturierte und auf die Bedarfe der jeweiligen Station zugeschnittene Im­plementierung ausgewählter Empfehlungen aus dem 12-Punkte-Programm durchzuführen. Zeitgleich wurden Zwangs­maßnahmen und aggressiven Übergriffen auf den teilnehmenden Stationen gemessen.
27 Stationen begannen im Herbst 2020 mit dem Implementierungs­prozess (= Interventionsgruppe); weitere 28 Stationen starteten ein Jahr später im Herbst 2021 mit der Intervention (= Kontrollgruppe). Während des 12-monatigen Implementierungsprozesses auf den Interventionsstationen wurden auf den Kontrollstationen die Patientinnen und Patienten wie bisher behandelt. Beide Gruppen erhoben die Daten zu Aggressions- und Zwangsereignissen über die Dauer von 2 Jahren monatsgenau. Während der zweiten Implementierungsphase (auf den Kontrollstationen) wurden auf den ehemaligen Interventionsstationen Follow-Up Daten erfasst.
Die Interventions- und Kontrollgruppe mussten möglichst vergleichbar sein. Dafür wurden immer Paare von zwei Stationen gebildet, die sich sowohl hinsichtlich des Vorkommens von aggressiven Übergriffen und Zwangsmaßnahmen als auch in Hinblick auf den Umsetzungsgrad der Implementierungsempfehlungen ähnelten. Im Zeitraum von Juni bis August 2020 wurden Baselinedaten zur Bildung dieser Pärchen erhoben. Innerhalb der Paare wurde ein Team der Interventionsgruppe und das andere der Kontrollgruppe zugelost. Dieser Schritt erfolgte im September 2020.
Für die Evaluation wurde auf jeder Station der Stand der Leitlinienerfüllung zu den verschiedenen Messzeitpunkten mittels des PreVCo-Rating-Instruments erfasst und dokumentiert. Neben der monatsgenauen Erfassung der kumulierten Häufigkeit und Dauer von Zwangsmaßnahmen und der Häufigkeit aggressiver Übergriffe wurden auch zahlreiche Kontrollvariablen wie die Stationsgröße, die Belegung und die Personalbesetzung erfasst.
Nach Abschluss der Implementierung in der Interventionsgruppe wurden die Daten der 27 Interventions- und der gemachten 27 Kontrollstationen verglichen. Der in Interventionszeitraum veränderte Umsetzungsgrad der Empfehlungen aus dem 12-Punkte-Programm wurde mit diesen Ergebnissen abgeglichen.
Nach Abschluss der Implementierung auch in der Kontroll- bzw. Wartegruppe wurden Prä-Post Vergleiche (vor und nach der Implementierungsphase) gezogen. Zudem konnten die Follow-Up-Daten der Interventionsstationen analysiert werden.
Parallel wurden im Rahmen der qualitativen Begleitforschung über den gesamten Studienzeitraum Interviews mit Ansprechpersonen aus den teilnehmenden Teams geführt und inhaltsanalytisch ausgewertet.
Siehe auch die Veröffentlichungen zur PreVCo-Studie